Einen völlig anderen Charakter als die restlichen Beweidungsflächen besitzt ein Stück einer ehemaligen wechseltrockenen Auenwiese bei Raßnitz. Bis zur Kanalisierung der Weißen Elster und der kompletten Hochwasserfreilegung der Elster-Luppe-Aue in den 1960er Jahren lag sie im Überflutungsbereich, wurde aber schon damals wegen der Lage auf einer flachen Kieskuppe vermutlich nur selten überschwemmt. Ohne vorzeitige Einstellung des ursprünglich bis zur A 9 geplanten Braunkohlentagebaus Merseburg-Ost als Folge der politischen Wende wäre sie zudem 1991 abgebaggert worden. So liegt sie nun am Nordostrand des Tagebaurestlochs Raßnitzer See. Nach mehreren Jahrzehnten Brache, währenddessen das Umfeld zum Vorwald wurde, wurde sie 2011 in die Pflege durch die NABU-Schafe genommen. Die Vegetationsausprägung ist eine eigenartige Mischung aus wechseltrockener Auenwiese und Halbtrocken- sowie Sandtrockenrasen. Vertreter der ersten Gruppe sind der massenhaft vorkommende Echte Haarstrang (Peucedanum officinale), Heilziest (Betonica officinalis), Teufelsabbiss (Succisa paratensis) sowie im näheren Umfeld der Fläche Brenndolde (Selinum dubium), Glänzende Wiesenraute (Thalictrum lucidum) und Spießblättriges Helmkraut (Scutellaria hastifolia). Von der zweiten Gruppe sind Rauhe Nelke (Dianthus armeria), Wiesen-Primel (Primula veris), Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris) und Dreizahn (Danthonia decumbens) erwähnenswert. Als Besonderheit besteht hier außerdem das letzte größere Vorkommen des Kamm-Wachtelweizens (Melampyrum cristatum) im Großraum Halle. Die außergewöhnliche reiche Flora lässt auch eine entsprechende Insektenwelt erwarten; Untersuchungen hierzu fehlen bisher jedoch.